Logo der Evangelisch-Lutherische Stiftung Böhmischer Exulanten zu Dresden

Am 08. April 2000, dem 350. Gründungstag  der Ev.-Luth. Gemeinde Böhmischer Exulanten zu Dresden, errichtete die Ev.-Luth. Johannes­kirchgemeinde Dresden-Johannstadt-Striesen als Rechtsnachfolgerin der früheren Exulantengemeinde mit deren Vermögen die Evangelisch-Lutherische Stiftung Böhmischer Exulanten zu Dresden.

Evangelische Böhmen kamen in Folge der Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges in verschiedene Gegenden Sachsens, um sich der erzwungenen Rückkehr zum katholischen Glauben zu entziehen. Eine Gruppe von Auswanderern, vor allem aus Prag stammend, hielt sich zuerst in Pirna auf. 1628 erhielten sie die kurfürstliche Genehmigung, Gottesdienst in tschechischer Sprache zu feiern. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges siedelten viele von ihnen nach Dresden über. Der Kurfürst genehmigte die Gründung einer eigenen Gemeinde in der Landeshauptstadt. Aus Prag hatten sie Teile des Kirchenarchivs und ihre Abendmahlsgeräte mitgebracht. Eine aufgeschlagene Bibel mit Kelch wurde zum Symbol der böhmischen Exulanten.

Böhmische Exulanten beim Elbhangfestumzug Juni 2004
Böhmische Exulanten beim Elbhangfestumzug Juni 2004
Foto: Alexandra-Katrin Stanislaw-Kemenah

Pfarrer Martin Stephan (1777-1846) war der letzte zweisprachige Pfarrer der Böhmischen Exulanten Dresdens. Ende des 19. Jahrhunderts errichtete die Exulantengemeinde in Striesen eine Kirche als ihr geistliches Zentrum. Zur Erinnerung an die Salvatorkirche in Prag erhielt das neue Gotteshaus den Namen "Erlöserkirche". Da die Striesener Bevölkerung damals noch keine eigene Kirche besaß, durften sie die Erlöserkirche ebenfalls nutzen. Daraus erwuchs eine enge Verbindung beider Gemeinden. Beim Luftangriff, am 13. Februar 1945, wurde die Erlöserkirche stark beschädigt und später durch die Stadt Dresden abgerissen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde versäumt, die Satzung der Exulantengemeinde zu überarbeiten und so den Fortbestand der Gemeinde zu ermöglichen. Das Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens beschloss, die Exulantengemeinde zum 31.12.1999 aufzulösen. Der Johannesgemeinde wurde als Rechtsnachfolgerin die Errichtung einer Stiftung empfohlen.

Der Ev.-Luth. Stiftung Böhmischer Exulanten zu Dresden ist nach ihrer Satzung aufgetragen: "die Tradition der Ev.-Luth. Gemeinde Böhmischer Exulanten fortzuführen, zu erforschen und zu pflegen und im Sinne der ursprünglichen Exulanten bezeugend und helfend tätig zu werden". Dies geschieht, indem das Archiv und die Abendmahlsgeräte bewahrt, instandgesetzt und zum widmungsgemäßen Gebrauch zur Verfügung gestellt werden. Außerdem werden evangelische Gemeinden in Tschechien beim Gemeindeaufbau unterstützt.

Das Stiftungskapital stammt aus dem Erlös des in DDR-Zeiten zwangsweise zur Errichtung von Wohnungen in Anspruch genommenen Grundstücks der Erlöserkirche (21.000 EUR). Die Stiftung ist als gemeinnützig anerkannt und berechtigt, Spenden­bescheinigungen auszustellen.

Der geringe Ertrag des Stiftungskapitals würde den Aktivitäten der Stiftung enge Grenzen setzen, wenn nicht Spender und Förderer bereit wären, die Aufgaben der Stiftung zu unterstützen:

  • Die Johanneskirchgemeinde ermöglichte 2001 die Restaurierung des großen Exulantenkelchs.
  • Aus Eigenmitteln der Stiftung wurde 2001 und 2002 die Renovierung eines Freizeitheimes für die Studentenarbeit der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in der Nähe von Prag unterstützt.
  • Durch die Förderung des Freistaates Sachsen, eine Spende der Landeskirchlichen Kredit-Genossenschaft Sachsen e. G. und Eigenmittel konnte 2002 als Erstes das schönste und wertvollste Stück des Exulantenarchivs, das sogenannte "Pirnaer Wappenbuch" restauriert werden.

Pirnaer Wappenbuch
Pirnaer Wappenbuch
Foto: Thomas Kretschmer

Es wurde 1628 gestiftet vom letzten Rektor der Universität Prag. Enthalten sind Namen und Wappen von Spendern, welche die Gemeindearbeit der Exulanten unterstützten. Seit der Rekonstruktion steht es einer wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung. Ebenso für Sonderausstellungen, wie im Juni 2003, im Stadtmuseum Pirna.

Die Stiftung ist erloschen.

Literaturtipp:
Zum 350jährigen Jubiläum des ersten kirchlichen Gottesdienstes der Böhmischen Exulanten zu Dresden wurde im Jahr 2000 vom Kirchenvorstand der Ev.-Luth. Johanneskirchgemeinde Dresden-Johannstadt-Striesen ein Ausstellungs-Begleitheft "Um Gottes Wort vertrieben" herausgegeben, welches die Geschichte der Böhmischen Exulanten zu Dresden nachzeichnet.

Zu beziehen ist es über die Ev.-Luth. Johanneskirchgemeinde Dresden-Johannstadt-Striesen, Haydnstraße 23, in 01309 Dresden.
Kostenpunkt der 32seitigen Broschüre: 3,00 EUR (ohne Versandkosten)