Beitragsseiten

Mai - Juli 2024

Liebe Leserin, lieber Leser,

zu jedem Christusfest gehört eine Blume. Zu Weihnachten die Christrose:
Zart wie ein Säugling ist sie und trotzt doch der Kälte. Zu Ostern die Osterglocke: In fröhlichem Gelb verkündet sie die Auferstehung Jesu. Und schließlich die Pfingstrose. Geschlossen wirken die Knospen wie kleine harte grüne Kugeln. Doch wenn sie sich öffnen, entfalten sie eine überquellende bunte Fülle. In Rot, Rosa oder Weiß strecken sie sich dem Betrachter entgegen.

Als Gärtnerin kann ich wenig dazu beitragen. Vielleicht mal gießen. Sonst heißt es abwarten. Mir kommt der Wochenspruch für das Pfingstfest in den Sinn: »Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth« (Sacharja 4,6b).

Gottes Geist weht, wo er will. Er lässt sich nicht herbeizitieren. Mal weht er sanft, mal bläst er heftig. Er wirkt stärker als jedes Heer, sagt der Prophet. Er ist unverfügbar. So wie ich die Blumen in meinem Garten nicht selbst zum Blühen bringen kann, so kann ich den Geist Gottes nur empfangen. Hildegard von Bingen nennt ihn die heilige Grünkraft. Im Frühling bin ich besonders offen für Gott. Im Blühen und Entfalten spüre ich seinen Geist. Aus harten, haarigen Kugeln werden offene, lockere Blüten. Mit Gewalt lässt sich da nichts erreichen. Ich kann nicht alles planen. Ich habe nicht alles unter Kontrolle. Gottes Geist will erbeten, ersungen und erwartet werden.

Möge die heilige Geistkraft auch uns entfalten. Dass wir nicht in uns selbst gekrümmt bleiben. Dass wir uns locker einander entgegenstrecken. Die unscheinbare, enge Knospe der Pfingstrose springt auf. Erst langsam, dann immer kräftiger zeigen die Blüten ihre Farben der Welt, die sie staunend zur Kenntnis nimmt.

Das ist Pfingsten. Da bricht sich etwas Bahn, das zur Welt kommen will. Da befreit sich die rote Farbe, der Geist von Hoffnung, Kraft und Trost aus ihrer Hülle und strahlt
in die Welt hinein.

»Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.« Mögen Sie dieses Pfingstfest Gottes begeisternde Kraft erfahren!

Herzlich grüßt Sie
Ihre Pfarrerin Carola Ancot